Dem Leben dienen

 

Wie geht Seelsorge heute? Bei der Fülle der Aufgaben und Erwartungen müssen neue Schwerpunkte gesetzt und partnerschaftliche Zusammenarbeit entwickelt werden. Wir Priester brauchen vor allem den Blick für das, was Menschen wirklich bewegt und was dem Leben dient. Es gilt, einfühlend und ehrfürchtig anzuknüpfen an der Sehnsucht der Menschen nach Liebe, nach Würde und Wahrheit, um sie weiterzuleiten zu Gott, dem Ziel allen menschlichen Suchens. Es gilt, selbstlos fremdem Leben zu dienen und nicht zuerst auf äußere Formen und Vorschriften zu setzen.

Wir schenken Vertrauen, wecken Eigeninitiative und begleiten Menschen auf ihrem Berufungsweg. Im Entwicklungsprozess zu einer freien Persönlichkeit sucht man oft nach jemandem, der geduldig dieses Wachstum begleiten kann. In diesen Vorgängen lässt der Apostel Paulus die Menschen auch teilnehmen an seinem eigenen geistlichen Leben und wird so für seine Gemeinde zum Vater.

Wir leisten den uns aufgetragenen Dienst der priesterlichen Leitung am wirksamsten, wenn unsere Seelsorge vor allem Pflege von Beziehungen wird. So kann ein Organismus von Bindungen wachsen, und so entsteht Gemeinschaft als lebendiges Netz. Man knüpft mit und wird selber mitgetragen.

Dazu ist ein Führungsstil notwendig, der geprägt ist durch lebendige Fühlungnahme und partnerschaftliche Beteiligung. Wir nennen diese Haltung des Seelsorgers priesterliche Väterlichkeit. Sie wächst dort, wo wir den uns Anvertrauten große seelische Nähe schenken und gleichzeitig klare äußere Distanz wahren.